Sei dein eigener Guru!

(Gegenstand des folgenden Textes ist eine Erfahrung, die ich im letzten Jahr gemeinsam mit Anna und Stefanie erlebt habe und wir haben sehr Ähnliches wahrgenommen und empfunden. Dennoch schreibe ich in diesem Text bewusst mit meiner Stimme, um Interpretationen anderer Perspektiven zu vermeiden und nicht für andere zu sprechen. Was ich aber vorweg schicken möchte, ist: Diese Erfahrung war wie eine Feuerprobe für uns alle drei, und ich bin unglaublich dankbar, dass wir nach so vielen Jahren ein so großes Vertrauen ineinander haben. Eine menschliche Basis, die sich in so vielen Stürmen bereits als sicherer Hafen erwiesen hat – und uns auch in diesem Fall nur noch enger hat zusammen wachsen lassen – trotz aller Verschiedenheit- die wir uns jeweils bewahren – ohne zu fürchten, ‘auseinander zu fliegen. Ich bin sehr dankbar, dass es euch gibt, liebe Stefanie und liebe Anna!)

Sei dein eigener Guru!

“Labels are the opposite of understanding”. (Nomi in der Netflix-Serie ‘Sense 8’, Staffel 2, Folge 2: “Wer bin ich?”)

Stell dir vor, Folgendes würde dir passieren:

Dir fliegt an einer ‚Brennpunktschule‘ alles um die Ohren. Von außen kommt keine Hilfe. Null. Du wimmerst ein halbes Jahr herum und denkst so: Das ist so gemein. Ich gebe alles. Aber keiner versteht mich. Die machen mich fertig.

Nach einem halben Jahr kommt dir die Erkenntnis, dass dir TATSÄCHLICH keine:r helfen wird und du merkst, dass es nix bringt, weiter rum zu opfern. Also setzt du dich auf den Aulaboden und denkst nach: Was kann ich tun? Was will ich erreichen? Was brauche ich, damit es mir besser geht?

Und dir fällt auf, dass du die Kinder um dich herum ja mal fragen könntest, was SIE so denken zu der ganzen Situation.

Das Ganze ist der Auftakt zu einem langen, steinigen Weg der Erkenntnis, in dem du mit Schrecken deine eigenen Vorurteile und engen Einstellungen entdeckst.

Du fängst noch mal ganz neu an, über dich nachzudenken, du erkennst diese ganze Ungerechtigkeit der Welt in ihren kleinen und großen fiesen Details und was du selber unbewusst und naiv dazu beigetragen hast und du denkst:

Alles klar. Jetzt mach ich es anders. Und du schämst dich. Und liest ganz viel. Und denkst nach. Und lernst, und probierst es anders – und scheiterst und probierst neu, und scheiterst und probierst neu, usw.

Und stell dir vor, dass du dich zwar nach Kräften gegen folgende Erkenntnis wehrst, aber es über 10 Jahre lang einfach mal JEDEN EINZELNEN Tag wieder neu aufs Butterbrot geschmiert bekommst:

Dass du AUF JEDEN FALL scheiterst, so bald du denkst: Ich WEISS doch aber, was für euch richtig ist und was ihr begreifen und tun sollt!

Stell dir vor, dass du am Rande der Verzweiflung bist und dich selbst bemitleidest, warum denn ‚die Menschheit‘ nicht LERNEN und niemand Verantwortung übernehmen will!

Und stell dir dann vor, dass du ganz allmählich heraus findest, woran das liegt, nämlich daran, dass DU dauernd andere bewertest und zu wissen glaubst, was sie noch lernen und noch tun müssten.

Und dass du, wenn das dann nicht klappt, in eine Opferhaltung verfällst – und die Ursachen überall woanders und bei den anderen suchst – und immer beschissener drauf bist.

Ganz ehrlich? So ging es mir vor 20 Jahren. Bis ich ENDLICH gerafft hatte, dass ich mit meinen Einstellungen und Bewertungen NULL KOMMA NULL weiter komme.

Und jetzt stell dir also vor, du fängst an, das zu trainieren:

Menschlich und offen und ohne Wertung auf andere zu schauen und all das Schöne, Spannende, auch Widersprüchliche in anderen zu sehen – Irritierendes, Schmerzliches auszuhalten, herauszufinden, was es bei dir innerlich auslöst und was du dadurch über DICH SELBER lernen kannst.

Und du merkst, dass es immer interessanter wird, je unverstellter und echter sich die Leute dir zeigen, und dass sie das aber nur in dem Maße tun, je WENIGER du labelst und zuschreibst.

Und so fängst du an, Schritt für Schritt Wege zu erfinden, die dazu führen, dass alle authentischer und menschlicher agieren und verbindend miteinander sprechen – statt trennend und dauer-vorwurfsvoll.

Und du stellst erstaunt fest, wieviel BESSERE Laune das macht, wieviel wohler sich alle fühlen, wieviel gelacht wird und wie viel SINN all diese verschiedenen Perspektiven und menschlichen Facetten machen – in Bezug auf ein gemeinsames Ziel – und dass plötzlich Dinge erreichbar werden, von denen du vorher noch nicht mal zu träumen gewagt hattest.

Und stell dir vor, du schreibst das alles auf – unermüdlich – und am Ende hast du ein ganzes Konzept erfunden, mit dem du nicht nur klare Wege aufzeigst, wie Schritt für Schritt alle aus ihren einengenden Zuschreibungen und eigenen Begrenzungen aussteigen können – sondern das alles auch noch Freude, Erkenntnisse und Empowerment bei allen bewirkt, die sich darauf einlassen. Und zwar so ein bisschen ‚ohne Ende‘. Weil: Wer damit mal angefangen hat, hört eigentlich nie mehr auf.

Und jetzt könntest du ja eigentlich denken: Wie geil. Läuft bei mir!

Aber das Krasse ist: Bevor diese Idee – deine eigene (!) – zu 100 Prozent bei dir SELBER ankommen und DICH befreien kann, musst du – scheinbar – erstmal so richtig durch die Scheiße. Mal wieder.

Was für eine Scheiße, fragst du?

Stell dir vor, dass dann etwas ABSURDES passiert:

Nämlich, dass da immer wieder Menschen auftauchen, die DICH als Person labeln, genau WEIL du diese Arbeit machst, in der gelernt wird, NICHT zu labeln.

Und du dich dabei ertappst, wie du SELBST in Lähmung und Angst verfällst – aufgrund der Zuschreibungen auf DEINE Person – und du in dieser Starre ganz vergisst, was ja der Ursprung deines ganzen Konzeptes war.

Schwer vorstellbar.

Aber stell es dir trotzdem mal vor:

Stell dir vor, da sind schon ganz am Anfang gleich ältere Kolleg:innen, denen geht der Erfolg dieser Arbeit mächtig auf den Sack und sie verbreiten Gerüchte über dich: „Also die Plath verhält sich ja wirklich wie so ein Guru, die manipuliert und dominiert die Leute und die fallen auch noch drauf rein. So ein Quatsch das alles. Das ist ja wie ne Sekte!“

Und du spürst den kalten Schmerz der Verletzung, aber weißt natürlich: Rumopfern nützt nix. Bisschen heulen, bisschen verzweifeln. Anpacken und weiter machen.

Und du wehrst dich nicht. Never explain. Never complain. Einfach weiter arbeiten.

Stell dir vor, dass du mit der Zeit aber nicht nur von denen verhöhnt und angegriffen wirst, die deine Arbeit gar nicht kennen, sondern auch von einigen, DIE sie kennen und deren Haltung du teilst und unterstützt:

Beispielsweise von weißen Frauen, die finden, dass ‚du zuviel Raum einnimmst’. Was natürlich Projektion und äußere Bewertung ist und nur heißt, dass sie selbst mehr Raum einnehmen sollten.

Oder von Personen, die dich bewundern – und dich dann oft in der Folge irgendwann verteufeln und dämonisieren müssen. Weil Bewunderung auch eine Form von Selbstabwertung und Projektion sein kann und dann was Trennendes zwischen euch aufmacht.

Denn was soll das, du bist ein ganz normaler Mensch, der wie alle anderen was probiert und täglich versucht, sein Bestes zu geben. Und dabei Fehler macht. Haufenweise. Was denn sonst?

Du weißt das ja eigentlich alles, aber stell dir vor, es geht immer weiter:

Stell dir vor, dass Leute das nicht checken, was du meinst und dass sie dir weiterhin sagen, dass sie dich bewundern, obwohl sie sich natürlich in Wahrheit SELBST Anerkennung wünschen. Und dass sie dich wenig später dann dämonisieren. Weil sie raus finden, dass du ein ganz normaler Mensch mit Fehlern bist. Wie ent-täuschend!!

Und stell dir vor, dass wiederum andere sagen, dass du eine privilegierte, weiße, unreflektiert rassistische und gewaltvolle Person bist, die Lust hat, Macht über andere zu haben. Und daher vollkommen unglaubwürdig ist, was ihr eigenes Konzept angeht. Und stell dir weiter vor, das sind Menschen, die dich seit Jahren persönlich kennen und eng mit dir zusammenarbeiten und die dich ganz plötzlich seltsam schräg von unten mit angsterfülltem Blick anspielen und in einen floskelartigen Sprech verfallen wie zum Beispiel: ‘Ich fühl mich nicht sicher mit dir in einem Raum’. Als ob du diese Formulierungen nicht kennen und WICHTIG finden würdest, da, wo sie notwendig sind!

Und stell dir vor, dass sie weiter so abgekoppelt sprechen und dich plötzlich als weiße ‘Privilegien-Uschi’ anspielen, die sich einfach gefälligst mal zurückhalten und Platz für andere, weniger Privilegierte, machen sollte. Statt ein Konzept zu erfinden und zu verbreiten! Und selber auch noch davon leben zu wollen: Was für eine Frechheit!

Und stell dir vor, dass du die grundsätzliche Argumentation dahinter natürlich kennst und nachvollziehen kannst – denn genau deswegen hast du ja das Veto-Prinzip erfunden! Eben. Weil es dir ja mit diesem Konzept genau darum geht, ANDEREN Raum zu geben. Vielfalt als Glücksfall SPÜRBAR zu machen.

Aber offenbar besteht ein großer Unterschied zwischen dem inhaltlichen Verstehen und TEILEN dieser Position, von wo aus dieser Vorwurf nun gegen dich PERSÖNLICH kommt, und der Konsequenz, die DU aus dieser Position ziehst – und die die Anklagenden daraus ziehen.

Und dieser Unterschied liegt in der Fokussierung auf das Ziel.

Du fragst dich: Wird durch das Labeln der jeweils anderen und überhaupt – durch den Fokus auf die jeweils ANDEREN und das AUSSEN – das Ziel der Gleichwürdigkeit, Vielfalt und gerechterer Strukturen ERREICHT?

Stell dir vor, wie du dich fühlst, wenn du weißt: DAS war doch nun genau die Erkenntnis vor 20 Jahren in besagter Aula! DASS die Verhältnisse unfassbar ungerecht sind. Dass es aber eben nichts nützt, den eigenen Schmerz darüber auf einzelne andere zu projizieren, indem wir sie zu ‚Stellvertreter:innen‘ des Gesamt-Übels‘ machen.

Aus feministischer Perspektive gesprochen:

Wenn ich irgendwann ‚meine hundert feministischen Bücher‘ gelesen habe, kommt dieser unfassbare Schmerz über diese ganze Ungerechtigkeit und das Verstehen, wo in meinem Leben ich als ‘Frau’ dadurch Nachteile, Leid bis hin vielleicht sogar zu Gewalt und Trauma erlebt habe.

Und dann kommt die Phase, wo ich das erstmal auf alle Männer projiziere, ununterbrochen gleich in die Luft gehe über jedes noch so kleine ‚unreflektiert männliche Verhalten‘.

Und dann kommt die missionarische Phase, wo ich versuche, alle zu bekehren, damit sie das AUCH alles verstehen und gefälligst ÄNDERN. Und das ist die autoritär geprägte, ‚pädagogische‘ Phase, die natürlich am wenigsten bringt – weil alle logischerweise ein bisschen genervt sind und es in schein-kooperativer Kind-Haltung (mit bravem Gesicht) über sich ergehen lassen – aber dadurch natürlich NULL motiviert sind, ernsthaft in eigene und echte Prozesse zu gehen, um WIRKLICH was zu ändern.

(Kannte ich ja auch schon aus der Aula damals, diesen Transaktionsanalyse-‚Effekt‘).

Und weil ich das aber glücklicherweise auch in DIESEM feministischen Kontext irgendwann checke, werde ich auch wieder ruhiger und gelassener und höre wieder auf zu missionieren. Auch, weil ich natürlich – genau wie damals schon in der Aula – merke:

Ich KANN gar nicht die Welt verändern! – Nur mich selbst. Und DAS ist schon ein großes Abenteuer, das die wenigsten sich trauen anzutreten.

Und wenn ich DA angekommen bin, kann ich auch wieder liebevoll auf Männer schauen und sie wieder in all ihren verschiedenen Facetten als Individuen sehen – und auch wieder verbindend mit ihnen reden. Und mich auch insgesamt menschlich wieder mit ihnen VERBINDEN.

Ja, kleiner Ausflug in MEINE Erfahrung als Frau mit diesen ‚Phasen’ anhand des Beispiels Feminismus. Ist natürlich übertragbar.

Aber zurück zu dir. Stell dir vor, wie das wäre, wenn du vor 20 Jahren verstanden hättest, dass wir andere Menschen nicht mit Bewertungen und Labeln anschauen, sie nicht ‚belehren‘, ‚beschämen‘ oder irgendwohin ‚manipulieren‘ sollten – weil das IMMER Schmerz und Leid und Trennung erzeugt – und das ZIEL der Gleichwürdigkeit, Vielfalt und gerechterer Welt dann eben erst recht NICHT erreicht wird.

Und stell dir jetzt vor, dass du – TROTZ dieser Gewissheit – im Angesicht der Zuschreibungen und Gerüchte in Bezug auf DEINE Person plötzlich keine Antwort findest, obwohl du selbst diese Antwort ja erfunden hast – und sie allen frei zur Verfügung stellst.

Und stell dir vor, wie verzweifelt du bist, WEIL du diese zuschreibenden Systeme ja selbst erfahren hast und SELBER das Ziel hast, dass diese Schmerz- und Unrechts-Spirale unterbrochen wird.

Und jetzt SELBST Angst hast, auf das Veto-Prinzip zu verweisen, weil du unheimlicherweise – als Reaktion auf die Zuschreibungen der anderen – ins Land des inneren Gehorsams gekippt bist und denkst:

Ich DARF nicht sprechen und keinen Raum einnehmen mit meiner Idee, weil ich dann gewaltvoll und egomanisch und rassistisch und machtunsensibel gelesen werde!

Aber irgendwann kommt dir dann der Gedanke, dass du dasselbe ZIEL hast wie diejenigen, die dich jetzt plötzlich verteufeln und dass du NICHT all das BIST, was sie dir vorwerfen – sondern nur eine andere Idee davon hast, WIE dieses Ziel der echten Gleichwürdigkeit erreicht werden kann.

Du besinnst dich wieder auf deine Ursprungs-Erkenntnis, dass wir andere Menschen eben nicht verändern, indem wir autoritär und anklagend (aus einer Opferrolle heraus) auf sie einwirken – da ist auch die Parallele zur SCHULE, wo das eben AUCH nicht hinhaut – sondern nur, indem wir sie bestärken, sie selbst zu sein und sich anzunehmen. In all ihrer Verschiedenheit. Und von dort aus ihre individuellen Erkenntnis-“Reisen” zu starten.

Und logisch auch mit all ihren unterschiedlichen Geschichten und Hintergründen. Wo sie halt gerade sind. Ob privilegiert, weniger privilegiert, in Machtpositionen oder in Abhängigkeitsverhältnissen. Dir fällt wieder ein, dass sich all das Ungerechte im Außen nur ändern lässt, wenn wir auf menschlicher Ebene die Perspektive unseres Gegenübers fühlen und verstehen können. Und auf dieser Basis für gemeinsame Ziele eintreten. Und nicht gegeneinander.

Das IST ja gerade die Erkenntnis, die dem Veto-Prinzip zugrunde liegt!

‚Labels are the opposite of understanding.’

Stell dir vor, du kriegst die Kurve und dir fällt glücklicherweise wieder ein, dass du Zuschreibungen von anderen NICHT annehmen musst. Dass sie NICHT zu dir gehören. Dass du Veto machen darfst.

Und dass Zuschreibungen etwas anderes sind, als konstruktive Kritik und menschliches Ringen auf Augenhöhe.

Und stell dir vor, du bist frei.

Denn das bist du tatsächlich. Und ich auch.

Und deswegen darfst du die Türe zum Land der Zuschreibungen und Projektionen zeitweise schließen. Ohne ausschließend zu sein. Auch das fällt in den Aufgabenbereich einer Türwächter:in der Freiheit.

Und abschließend hier jetzt meine persönliche kleine Zusammenfassung meiner Erkenntnisse des letzten Jahres und mein Fazit:

Die Art und Weise, wie ich im letzten Jahr gelabelt wurde, als ‚bösartige, gewaltvolle, unreflektiert rassistische Person mit Machtansprüchen‘ – das hat meine schlimmsten Alpträume übertroffen und mich vor Angst versteinern lassen.
Ich dachte ‚Wenn DAS die Zuschreibungen auf meine Person sind, wenn DAS passieren kann – trotz all der Bücher, die ich gelesen und geschrieben habe, trotz all der Arbeit und all meinen lebenslangen Bemühungen – dann kann mensch wirklich ALLES umdrehen. Dann ist wirklich alles random. Und NICHTS mehr möglich`.
Ich kippte also – in die Opferrolle! OBWOHL ich theoretisch wusste, dass ja genau gegen Angst und Ohnmachtsgefühle das Veto-Prinzip nützlich ist, kam ich in der persönlichsten Schmerz-und Schockstarre selber nicht drauf.
Und das Narrativ der ‚bösen, dominanten, machtgeilen Person‘ verbreitete sich immer weiter, denn Angst ist ansteckend und nichts ist machtvoller als ein GERÜCHT…
Erst jetzt habe ich verstanden, dass ich vor lauter ANGST, als ‚autoritär, ausschließend und gewaltvoll‘ gelabelt zu werden – in Lähmung verfiel und durch mein Nichts-Tun GENAU das zuließ – dass einige Leute dieses Bild von mir weiter verbreiteten.
Jetzt hab ich mich am Schopfe aus dem Angstbrei wieder heraus gezogen. Und sage: Stopp. Und kann wieder eigene Worte finden.
Und wünsche mir, dass DIR sowas nicht passiert.

Und was hilft nun gegen solche Sachen? Ich empfehle folgendes:

1 Vergiss das mit den Gurus. Sei dein eigener Guru.

2 Bewundere nicht andere, sondern stärke die Seiten IN dir, die du in anderen Menschen feierst. Beispiel: Wenn du mich kennen lernst und erlebst und du bewunderst etwas an mir, zum Beispiel, wenn du denkst: Sie ist so schlau. Dann ist das eine Projektion im Außen. Es trennt uns. Von Bewunderung habe ich nichts. Und du auch nicht. Denn die hat immer auch die Kehrseite der Projektion gleich schon in sich. Statt etwas an mir gut zu finden, hole genau das, was du an mir gut findest, zu DIR zurück! Und denke: ICH bin schlau.

3 Schaue freundlich auf alle Menschen. Und wenn du merkst, ein Verhalten einer Person regt dich auf, dann richte deinen Fokus auf dich selbst! Was in dir selbst zensierst du und lässt es nicht leben, was du in jemand anderem als nervig identifizierst oder sogar heftig ablehnst? Beispiel: Wenn deine vorherige Bewunderung plötzlich ins Gegenteil gekippt ist und du denkst: ‘Sie ist dominant und autoritär und manipulativ und schließt andere aus’. Dann frage dich selbst: Wo bin ICH (also du) dominant, autoritär und manipulativ und wo schließe ICH (schließt DU) andere aus?

4 Versuche, Zuschreibungen und Projektionen bei dir selbst und auch von anderen auf dich zu erkennen und aufzulösen. Denn: Alle Anteile in mir sind auch in dir. In uns allen. Sowohl die, die du als positiv empfindest, als auch die, die du ablehnst. Deswegen gibt es beim Veto-Prinzip gar nicht positiv oder negativ. Es gibt kein Richtig und kein Falsch.
Zuschreibungen sind immer nur Projektionen, die uns daran hindern, bei uns selbst DAHIN zu schauen, wo wir nicht hinschauen WOLLEN, wo wir aber mit uns selber WEITER kommen würden.

5 Es gibt kein Richtig oder Falsch, Besser oder Schlechter. Es gibt nur Ziele, für die wir uns entscheiden. Und in Bezug auf diese Ziele gibt es nur NÜTZLICH oder NICHT NÜTZLICH. Und es geht darum, der Mensch zu werden, der du sein willst und alle Anteile zu leben, die du leben WILLST.

6 Wenn wir WIRKLICH äußere Strukturen in Richtung Gleichwürdigkeit verändern und die Welt gerechter gestalten wollen, brauchen wir Menschen, die wissen, dass sie innerlich frei sind – dass sie sich zu allem, was ist, jederzeit frei verhalten können.

7 Wir können im Außen nichts verändern, wenn wir glauben, Opfer zu sein. Indem, wie wir uns zu den Bedingungen im Außen verhalten, so ungerecht und bedrohlich die Welt auch sein mag, sind wir frei. Die Welt kann uns nicht zu Opfern machen. Nur wir selbst. (Dazu empfehle ich auch das Buch von Viktor Frankl ‘Trotzdem JA zum Leben sagen’).

8 Du bist frei darin zu entscheiden, wie du auf mich blicken willst. Wenn du entscheidest, auf mich als eine gewaltvolle, manipulative, rassistische, unreflektierte, machtgeile und egomanische Person zu blicken, kannst du das selbstverständlich tun. Unter dem Angst- und Opferaspekt frage dich, wie es dir damit geht. Welchen Zweck es erfüllt. Und wie es sich OHNE diese Zuschreibung anfühlt. Schau auf dich selbst.

9 Entscheide, was du brauchst, um innerlich frei zu sein.

10 Sei liebevoll mit dir selbst und anderen.

Und:

Mach doch, was du WILLST! – UND SEI DEIN EIGENER GURU! Oder: Eine Türwächter:in der Freiheit. ❤️